Als ich sie sah, wurde mir klar: Das bin ich.
Ich bin eine Plastik – und ganz gerührt ob dieser großen Ehre!
Da sitze ich nun über meinem Blatt Papier, den Kopf vornüber gebeugt, die Linien säuberlich zu Kästchen vereint: 12 waagerecht müssen es sein und 18 senkrecht. Gutes Licht ist wichtig für die Sicht! All meine Bücher liegen bereit, es kann losgehen ...

 

 

Zwei Startworte gilt es zu kreuzen: Noch habe ich die Macht der Wahl. Aber nicht mehr lange, denn schon bald weisen mich die Lettern in die Schranken, führen mich in die Irre, an den Rand der Verzweiflung ... Suchen, Schreiben, Radieren, Korrigieren, immer wieder, immer wieder – bis es endlich passt und fließt und ein Ganzes wird, sich schließt. Zeit für eine Tasse Kaffee ...

 

 

 

 

 

 

 

Bloß die Nerven nicht verlieren, definieren, definieren ...
Warum liegt es immer an der Basis des gewichtigen Stoßes, das Buch, das ich gerade brauche? Ich staple hin, staple her, bisweilen sogar hoch.
Irgendwann ist es vollbracht. Ich tausche meinen Platz am Tisch gegen den am PC und bringe mein Werk in Form, damit du, gewiefter Rater, es in Sekundenschnelle lösen kannst ...
-meas-

 

 

›Wiege und Waage der Zeit‹

 

An der Wiege der Zeit
stand der Mensch,
der zu seinem Zweck
ihr Dimensionen gab
und sich alsdann
ihrer Diktatur beugte.
Wirf in die Waagschale
alle Taten, die du
in deiner Zeit vollbracht’,
und ermiß
den Sinn deines Lebens ...

 

›MEAS‹

 

 

 

›Ich hänge in der Zeit‹

 

ist eine Kleinskulptur, die sich aus den unterschiedlichsten Materialien und Fundstücken zusammensetzt. Das dominante Eisenelement, dessen ursprüngliche Funktion mir unbekannt ist, thront auf einem Metallsockel, den ich mit grünem Billardfilz beklebt und derart mit Elfenbeinteilen verziert habe, daß man den Eindruck gewinnt, es würde sich um eine winzige Lade handeln – vielleicht eine willkommene Möglichkeit, die so knapp bemessene und kostbare Zeit darin einzuschließen? Zifferblatt, Kronen, Zeiger, Schlüssel und Spiralfeder symbolisieren dieselbe, doch scheint sie etwas aus den Fugen

 

 

geraten zu sein. Womöglich ist es

aber gar nicht sie, die Zeit, die aus den

Fugen ist, sondern vielmehr der Mensch, der ihr ständig nacheilt wie ein gehetztes

Tier, der sich im Alltag verzettelt und verliert und immer mehr immer weniger

schafft. ›Ich hänge‹, sagt man in

solchen Situationen gern.

Lassen wir doch lieber unseren

Verstand, hier versinnbildlicht durch die

sorgsam umfaßte Stahlkugel, sprechen

und uns seltener hängen als vielmehr

unsere Seelen baumeln – ebenso lässig,

wie es die Zeiger an meiner kleinen

Plastik tun ...

 

 

Eine

imaginäre

Lade hält

die Zeit

gefangen,

um die sich

alles und die

sich selbst in

Gestalt der

Zeiger um

alles dreht.

 

 

›Die Sonnenbadende‹

 

 

Der mit Blattgold veredelte Stein ruht auf einem Sockel, der ursprünglich Bestandteil einer ausgedienten Zigarrenkiste ist. Überreste einer Krawattennadel bilden die Sonne, ein verbogener und leicht angerosteter Nagel mit metallener „Dornenkrone“ wird zum Windflüchter.